Die Weine von Fonzone – eine besondere Entdeckung

Die Weine von Fonzone – eine besondere Entdeckung, das Weingut aus Kampanien lockt mit autochthonen Rebsorten - (c) Weingut Fonzone

Eine meiner Weinentdeckungen in diesem Jahr ist das Weingut Fonzone aus der Provinz Avellino in Kampanien. Ein Hinweis aus Italien hat mich neugierig gemacht und so besuche ich die Degustationsveranstaltung des Importeurs La Cantinetta di Sergio Bolzan in München. Kampanien ist eine der italienischen Weinregionen, die deutschen Weinliebhabern noch recht unbekannt ist. Doch blickt man hier auf eine lange Historie im Weinbau zurück und hat mit zahlreichen autochthonen Rebsorten einen einzigartigen Schatz, hochwertige, außergewöhnliche Weine zu produzieren. Aglianico, Fiano, Greco, Falanghina und Coda di Volpe sind die am meisten verbreiteten Rebsorten. Sie spiegeln das Land östlich des Vesuvs, die kulinarische Tradition und die hier lebenden Menschen wunderbar wider.

Sergio Bolzan, ein absoluter Fachmann in Sachen Wein aus Italien, macht mich mit dem Exportmanager von Fonzone, Amedeo De Palma, bekannt und bevor es an das Verkosten der Weine geht, erzählt mir Amedeo vieles zu der Region und zum Weingut.

Das Gebiet
Die kampanische Provinz Avellino, auch Irpinia genannt, liegt im Herzen des südlichen Apennins und grenzt im Norden an Sannio, im Osten an Apulien und die Basilikata, im Süden an die Provinz Salerno und im Westen an die Provinz Neapel. In diesem Gebiet, das reich an Hügeln und Bergen, Flüssen und Seen ist und eine geringe Bevölkerungsdichte aufweist, gibt es etwa 6.000 Hektar Weinberge mit einer sehr gemischten Rebsortenstruktur. Wie bereits geschrieben findet man die Rebsorten Aglianico, Fiano, Greco, Falanghina und Coda di Volpe hier am häufigsten.

In Irpinia werden vier DOP (Weine mit geschützter Ursprungsbezeichnung) erzeugt, davon drei DOCG (Greco di Tufo; Fiano di Avellino; Taurasi) und ein DOC (Irpinia). Der suggestive Charme eines Fleckchens Natur im Herzen Irpiniens und der Wunsch, in einem Gebiet mit großen Weinen einen Beitrag zur Wertschöpfung zu leisten, veranlassten Lorenzo Fonzone Caccese und seine Familie im Jahr 2005 zur Gründung einer Weinkellerei in Paternopoli, im Gebiet der DOCG Taurasi. Heute stehen die Weinberge von Aglianico und Falanghina zusammen mit Obstbäumen, Olivenbäumen und Wäldern entlang einer Allee, die das Haupthaus mit dem Keller verbindet. Ein Hügel von etwa dreißig Hektar, der anfangs fast völlig unbebaut war, hat sich im Laufe der Jahre zu einem wunderschönen Anwesen entwickelt.

Das Weingut
Das Weingut Fonzone Caccese befindet sich in Paternopoli, einer der siebzehn Gemeinden des DOCG-Gebiets Taurasi in der Provinz Avellino. Der Betrieb verfügt über zwölf Hektar Aglianico-Anbaufläche, aus denen folgenden Weine erzeugt werden: Mattoda' Irpinia DOC Campi Taurasini und Scorzagalline Taurasi DOCG Riserva. Letzterer wird mit den Trauben aus dem höchstgelegenen Teilen des Weinbergs hergestellt. Außerdem gehören zum Weingut noch Weinberge, die mit Falanghina bestockt sind. Diese Trauben werden für die Herstellung des Irpinia Falanghina DOC Le Mattine genutzt.

Der Hügel, auf dem sich das Weingut des Unternehmens erstreckt, liegt außerhalb der Stadt im Untergebiet "Campi Taurasini" und ist umgeben von den Gemeinden Villamaina, Castelfranci und Gesualdo, deren Schloss von 1856 bis 1980 von einem Zweig der Familie Caccese bewohnt wurde. Die Weinberge erstrecken sich auf beiden Seiten des Hügels und profitieren von den verschiedenen Lagen und einer Höhe von 360 m bis 430 m / über dem Meeresspiegel. Der Hügel umfasst sowohl lehmig-kalkhaltige Böden als auch lockere Böden, die eindeutig sedimentären Ursprungs sind, und ist von den Flüssen Fredane und Ifalco umgeben, die das Mikroklima des gesamten Gebiets deutlich beeinflussen. Da der Vesuv in unmittelbarer Nähe liegt, sind die ersten beiden Bodenschichten mit vulkanischem Staub bedeckt, der sich im Laufe der Jahrhunderte bei den Ausbrüchen abgesetzt hat.

Die von Weinbergen umgebene Kellerei erstreckt sich über eine Gesamtfläche von etwa 2000 Quadratmetern und ist fast vollständig unterirdisch angelegt, um sich in die Landschaft einzufügen und die natürlichen Faktoren für die Verarbeitung der Trauben und die Verfeinerung des Weins zu nutzen. Es entsprang dem Wunsch, eine Produktionsstätte zu schaffen, die eng mit dem Gebiet verbunden ist und sich in die umgebende hügelige Morphologie einfügt. Wo es möglich war, wurde der Heckenbestand beibehalten und am Rande des Hügels neu angelegt. Zu diesem Zweck wurden nektarspendende Pflanzenarten ausgewählt, die ‚guten‘ Insekten die richtige Nahrung bieten, um ihre Fähigkeit zur Bekämpfung von Schadinsekten zu erhöhen. Für das kommende Jahr ist geplant die Randbereiche mit krautigen Essenzen einzusäen, um bestäubenden Insekten einen idealen Lebensraum zu bieten und weitere Nahrungsquellen zu bieten. Für die Besitzer von Fonzone ist es wichtig, die biologische Vielfalt des Weinbergs und damit alle Lebensformen zu schützen, die den Boden lebendig machen, der auf diese Weise widerstandsfähiger gegen äußere Einflüsse wird.

Der Keller
Der größte Teil der Fläche im Erdgeschoss ist für die Weinherstellung, den Ausbau und die Lagerung der Weine vorgesehen. Dabei hat der schonende Umgang mit Trauben, Maische, Saft und Wein oberste Priorität Die von Hand geernteten Trauben werden nach einer sorgfältigen Auswahl in einem großen Raum vinifiziert, der mit modernen Edelstahlsilos, Amphoren und Betontanks ausgestattet ist. Das angrenzende Labor ermöglicht eine ständige Kontrolle der Moste und Weine. Die Wahl eines unterirdischen Raums trägt der Notwendigkeit Rechnung, die Temperaturschwankungen so weit wie möglich abzuschwächen und die besten Bedingungen für die Reifung der Weine zu gewährleisten. Der Aufbau des Lagers ist bis ins kleinste Detail durchdacht. So sorgen kleine Steine im Keller dafür, die Feuchtigkeit konstant zu halten.

Die Philosophie
Nachhaltigkeit steht während des gesamten Produktionsprozesses an erster Stelle der Planung von Arbeitsschritten. Die Grundlage Produktionsphilosophie vom Weinberg bis zum Keller. Der Boden wird mit Auflockern, Unterpflügen und Zerkleinern bearbeitet, wobei keine chemischen Düngemittel, sondern nur organische Zusätze als Gründünger verwendet werden. Der Rebschnitt zielt darauf ab, die Pflanze zu schonen und eine sehr geringe Produktionsbelastung zu erreichen. Dies dient dazu die Qualität der Trauben zu verbessern. Das Unternehmens konzentriert sich auf den nachhaltigen Weinbau, wobei die Auswirkungen aller angewandten landwirtschaftlichen und önologischen Praktiken bewertet und minimiert werden und das Hauptziel der Schutz der Umwelt und der Gesundheit der Verbraucher ist. Um die Artenvielfalt im Weinberg so weit wie möglich zu fördern und die Bodenstruktur zu verbessern, werden die Zwischenreihen mit der Technik der Begrünung mit Spontanpflanzen bewirtschaftet. Das Gleichgewicht zwischen Leguminosen, Gräsern und anderen Arten wird durch Mähen reguliert, während das floristische Spektrum des Rasens von Jahr zu Jahr überwacht wird. Man arbeitet immer im Sinne der Biologische Vielfalt, denn schon Aristoteles wusste: „Die Natur tut nichts Unnützes.“

Der Önologe
Ein besonderer Baustein für die Weine mit hohem Qualitätsanspruch ist sicherlich der, dass man den international anerkannten Önologen Luca D'Attoma gewinnen konnte. Luca D’Attoma hat sicherlich die letzten Jahrzenhnte des italienischen Weinbaus entscheidend mitgeprägt. Seine Philosophie ist es, Reben und Gebiete zu erkunden, zu beobachten, zu verbessern und zu experimentieren. Danach, mit Intuition und Weitsicht, Möglichkeiten zu schaffen die Weine auf ein neues Niveau zu heben. Er sieht die Natur und Wein als seine Lebensbegleiter und passt so ideal zur Philosophie von Fonzone.

Die Weine
Zur Auswahl bei der Degustation im La Cantinetta standen

  • Greco di Tufo DOCG, der sich mit einer ausgeprägten Eleganz und ganz viel Finesse präsentiert. Eine markante Säure und eine gut ausgebildete Struktur machen in der Nase und vor allem am Gaumen sehr viel Spaß. Ideal ist dieser Weiße zu italienischen Antipasti, Gemüseauflauf oder Fischgerichten zu genießen.
  • Fiano di Avellino DOCG, dieser Weißwein kommt deutlich cremiger am Gaumen an. Dabei hat er genügend Mineralität, die in auch als Solist zu einem tollen Genuss machen. Als Essensbegleiter passt er toll zu cremiger Pasta, wie Tagliatelle mit Vongole, Meeresfrüchten und Fisch.
  • Rosato Irpinia DOC, zeigt das sich auch das Weingut Fonzone mit einem der brandaktuellen Themen in der Weinwelt beschäftigt, dem Rosé und vor allem Rosé als Speisebgleiter. Auch diese Spielwiese der Weinbereitung beherrscht man ausgezeichnet. Der korallenrote Rosé zeichnet sich durch ein intensives Erdbeeraroma aus, ohne dabei aufdringlich zu erscheinen. Die Aromen von frischem Gras findet man im Mund wieder, wo den Weingenießer würzige Geschmacksnoten empfangen. Der Rosato Irpinian DOC kann sehr schön als Aperitif getrunken werden, passt als Speisebegleiter allerdings auch sehr gut zu gegrilltem Gemüse, Fisch und hellem Fleisch.
  • Campi Taurasini Irpinia DOC, ist der Rote in unserer Verkostungsrunde. Der sortenreine Aglianico wird aus vollreifen Trauben vinifiziert. Nach einer 15 bis 20tägigen Mazeration auf den Schalen reift dieser elegante Rotwein 12 Monate in Barriques aus französischer Eiche in Erst- und Zweitbelegung. Das Ergebnis ist ein verführerischer Aglianico, mit floralen, fruchtigen, oft würzigen Noten, Himbeeren und Zimt. Ein elegante, gut strukturierter Roter mit langem Abgang. Ein wunderbarer Begleiter zu kräftigen Pastagerichten, z.B. mit Salsiccia, Gerichten mit rotem Fleisch, wie Rind und Wild und zu Hartkäse.

Mehr zum Weingut Fonzone finden sie hier…

Die Weine können Sie bei La Cantinetta di Sergio Bolzan im Geschäft (Neumarkter Str. 77
81673 München) oder online erwerben…

Über den Autor*Innen

Jörg Bornmann

Als ich im April 2006 mit Wanderfreak an den Start ging, dachte noch keiner an Blogs. Viele schüttelten nur ungläubig den Kopf, als ich Ihnen von meinem Traum erzählte ein reines Online-Wandermagazin auf den Markt zu bringen, welches eine hohe journalistische Qualität aufweisen kann, eine Qualität, die man bisher nur im Printbereich kannte. Mir war dabei bewusst, dass ich Reisejournalisten und Spezialisten finden musste, die an meine Idee glaubten und ich fand sie.