Windmühlen, Don Quijote und ein Barocktheater

Elf weiße Windmühlen aus dem 16. Jahrhundert stehen auf dem Hügel bei Consuegra, im Zentrum Spaniens - (c) Gabi Dräger

Elf weiße Windmühlen aus dem 16. Jahrhundert stehen auf dem Hügel bei Consuegra, im Zentrum Spaniens. Hier hat man das Gefühl, gleich kommt Don Quijote auf seiner Rosinante mit Sancho Panza auf seinem Esel vorbei. Don Quijote kämpfte gegen die Windmühlen, die ihm als Riesen erschienen, das ist die bekannteste Episode des Romans „Don Quijote von der Mancha“ von Miguel de Cervantes. Der Ritterroman ist nach der Bibel das wohl meistverkaufte Buch in der Welt. In zwei der Mühlen wird heute noch Getreide und Safran gemahlen. Der Müller, der dieses alte Handwerk noch beherrscht, ist die Seele der Mühle.

Im Schatten der Windmühle
Im Schatten einer Windmühle steht ein gedeckter Tisch. Manchego in verschiedenen Reifezeiten wird mit Oliven, Brot und Wein serviert. Ein paar Schritte weiter steht die Burg „Castillo de Muela“. Vier klotzige Türme überragen die massive Anlage mit einer doppelten Ringmauer. Die Burg sieht uneinnehmbar aus, doch im Spanischen Befreiungskrieg wurde sie 1813 zerstört. Seit 1985 wird sie renoviert. Der Blick schweift vom Hügel mit den Windmühlen über das Land mit roter Erde und unzähligen Olivenbäumen und Weingärten.

Migas ein Gericht der Hirten und Bauern
Das Restaurant „La Venta de Don Quijote“ in Puerto Lápice war eine Posada, in der man früher Pferde wechselte und wo man essen, trinken und übernachten konnte. Don Quijote soll hier in einem Wirtshaus, das er für einen Adelspalast hielt, vom Wirt zum Ritter geschlagen worden sein. In der Nacht kämpfte er auch noch gegen Weinschläuche, die er für Schurken hielt. Die Küche im Restaurant ist bodenständig. Als erstes wird ein Eintopf mit Spiegelei serviert, dann folgen Migas del Pastor, die man mit Weintrauben isst. Migas ist ein traditionelles Gericht der Hirten und Bauern. Wenn das Brot hart wurde, wurde es klein geschnitten, mit Öl getränkt und in der Pfanne gebraten bis es weich wurde. Lammkottelets sind der Hauptgang und als Abschluss folgt ein café solo – ein Espresso und natürlich auch ein Nachtisch, ein hausgemachter Flan – ein Karamellpudding. Zum Restaurant gehört auch ein Don Quijote-Museum, ebenso ein Souvenirgeschäft und der Innenhof ist mit Don Quijote-Skulpturen geschmückt – so ist man immer auf der Spur von Don Quijote.

Almagro – Penélope Cruz war hier
Von der sehr schlichten Fassade des Hotel „La Casa del Rector“ in Almagro ist man ziemlich enttäuscht, doch sobald man den Innenhof betritt, ist man vom Charme der historischen Gebäude begeistert. Penélope Cruz hat hier übernachtet, als sie die Hauptrolle in dem Film „Volver“ spielte. Pedro Almodóvar ließ einige Filmszenen in einer Gasse und in verschiedenen Wohnungen in Almagro drehen. Viele Einheimische konnten bei den Dreharbeiten als Statisten mitwirken.

Theatermuseum
Almagro ist klein, aber die wichtigste Theaterstadt Spaniens. Das National Theater Museum zeigt die Theatergeschichte Spaniens mit Kostümen, Bühnenmodellen, Fotos, Gemälden und Programmen. Das Theaterfestival, das jedes Jahr im Juli drei Wochen lang stattfindet, ist das wichtigste klassische Theaterfestival Spaniens und bei Theaterleuten international bekannt. An 16 historischen Schauplätzen finden Aufführungen statt.

Barocktheater
Das absolute Juwel in Almagro ist das Barock-Theater „Corral de Comedias“ aus dem 17. Jahrhundert. Es war eingemauert und wurde 1950 bei Bauarbeiten wiederentdeckt. So ist es heute das noch einzige erhaltene Theater aus der Zeit, das noch bespielt wird. Wie damals wird heute noch in der Pause Met ausgegeben – Wasser mit Honig und Gewürzen. Der Adel und die wohlhabenden Bürger saßen damals, mit Gittern vor Blicken geschützt, in den Galerien in den Längsseiten. Frauen mussten, von Männern getrennt, hinten an der Stirnseite in einer kleinen Abteilung stehen.

Plaza Mayor am Mittag
Der Plaza Mayor ist im Sommer mittags in der flirrenden Hitze ziemlich leer. In ein paar Schattenstellen kann man in einem Café einen „café solo con hielo“ – einen Espresso mit Wassereiswürfeln trinken, das erfrischt und bringt Energien zurück. Fächer in allen Farben und Spezialitäten der Region werden in kleinen Geschäften unter den Arkaden verkauft. In einem Geschäft werden geklöppelte Spitzen angeboten. Dieses traditionelle und jahrhundertealte Handarbeitskunst wird von den Müttern an ihre Töchter weitergegeben. Auf dem Weg zum Fuggerhaus kommt Geschrei aus einer Kirchentür. Nein, es wird niemand ermordet, im Innenraum findet eine Theaterprobe für das Festival im Juli statt.

Das Handelshaus der Augsburger Fugger in Almagro
Das feudale Fuggerhaus „Almacén de los Fúcares in Almagro“ war Lagerhaus und Büro. Die Fugger aus Augsburg waren Händler und Bankiers und sind mit ihren weltweiten Geschäften reich geworden. In Almagro handelten die Fugger hauptsächlich mit Quecksilber, sie hatten die Lizens für Quecksilberminen in Almadén. Jakob Fugger hat Almargo die Kirche St. Blas gespendet.

Essen im Dunkeln
In einer Gasse stehen Erwachsene und Kinder Schlange vor einem Restaurant. Sie tragen alle eine Augenklappe, die allerdings bis zum Haaransatz zurückgeschoben ist, denn sie stehen für ein Essen im Dunkeln an. Beim Eintreten in das Restaurant müssen sie die Augenklappe über die Augen ziehen.

Restaurant „El Corregidor“
Das Restaurant „El Corregidor“ befindet sich in einem Herrenhaus aus dem 17. Jahrhundert. Der begrünte Innenhof bietet ein wunderbares Ambiente für das Menü. Die Speisekarte spiegelt die traditionellen Gerichte der La Mancha wider. Typisch sind eingelegt Auberginen, gefüllt mit Paprika und mit Knoblauch und Pfeffer gewürzt. Zum Hauptgang gibt es Spanferkel nach Art des Chefs, das perfekt gegrillt ist. Der Nachtisch ist ein Panacotta mit Zimt. Nach dem Abendessen geht es noch zur quirligen Plaza Mayor.

Plaza Mayor – die größte Bühne der Stadt
Die rechteckige Plaza Mayor in Almagro ist von Arkaden auf Säulen umgeben. Markant sind die grün-weiß gestrichenen Fachwerkfenster der Häuser, die den Platz umgeben. An einer Stirnseite steht das Rathaus und an die andere Seite grenzt ein kleiner Park mit dem Reiterstandbild von Don Diego de Almagro. Er war Eroberer von Perú, Chile und der erste Europäer, der in Bolivien landete. Restaurants, Cafés, Tapasbars und Bars reihen sich unter den Arkaden aneinander. Der gesamte Platz wird von Tischen und Stühlen umrahmt, die am Abend fast alle besetzt sind, denn am Abend ist die Plaza Mayor die größte Theaterbühne der Stadt. Man kommt, um zu sehen, um gesehen zu werden, Informationen auszutauschen und zu essen und zu trinken.

Kontakt
Kastilien-La Mancha www.turismocastillalamancha.es
Consuegra Tourismus http://www.turismoconsuegra.com/
Puerto Lápice Tourismus www.turismociudadreal.com/pueblos/puerto-lapice
Restaurant “La Venta de Don Quijote“ in Puerto Lápice www.ventadelquijote.com
Almagro www.almagro.es
Museo Nacional del Teatro Almagro http://museoteatro.mcu.es/
Hotel “La Casa del Rector” in Almagro www.lacasadelrector.com
Restaurant El Corregidor in Almagro www.elcorregidor.es

Über den Autor*Innen

Jörg Bornmann

Als ich im April 2006 mit Wanderfreak an den Start ging, dachte noch keiner an Blogs. Viele schüttelten nur ungläubig den Kopf, als ich Ihnen von meinem Traum erzählte ein reines Online-Wandermagazin auf den Markt zu bringen, welches eine hohe journalistische Qualität aufweisen kann, eine Qualität, die man bisher nur im Printbereich kannte. Mir war dabei bewusst, dass ich Reisejournalisten und Spezialisten finden musste, die an meine Idee glaubten und ich fand sie.