Ein Besuch beim Weingut Heitlinger

Weißer und grauer Burgunder vom Weingut Heitlinger überzeugen bereits als 2019er VDP-Gutsweine

Die Entwicklung vieler Weingüter in Deutschland in den letzten 10-20 Jahren ist absolut bemerkenswert. Dabei ist es vollkommen egal in welche der 13 deutschen Weinregionen man schaut. Überall wird, auch in der Breite, auf eine hohe Qualität, auf eine ausgeprägte Eigenständigkeit und oftmals auf biologischen oder biodynamischen Anbau großer Wert gelegt. Eine wunderbare Entwicklung und so ist es kein Wunder, dass auch außerhalb Deutschlands, das Weinland Deutschland inzwischen wieder eine große Wertschätzung erfährt.

Ein Weingut, dass aus dieser Entwicklung noch einmal hervorsticht ist sicherlich das Weingut Heitlinger im Badischen Kraichgau. Und so ist es für die Fachwelt sicherlich nicht verwunderlich, dass der Weinguide von Gault&Millau Heitlinger zum Aufsteiger des Jahres 2020 in die Deutsche Spitze erkoren hat. Übrigens wurde auch dem Schwesterweingut Burg Ravensburg, dass im vergangenen Jahr die Ehre hatte zum Aufsteiger des Jahres gekürt zu werden, wieder die Zugehörigkeit zur deutschen Spitze der Weingüter zugesprochen.

Mit einer bunt gemischte Gruppe aus Weintrinkern, Weingenießern und Weinfachleuten mache ich mich mit dem E-Bike auf eine gemütliche Radtour von Karlsruhe zum Weingut Heitlinger nach Östringen-Tiefenbach. In knapp 3 Stunden radeln wir mit einem kurzen Stopp am Schloss in Bruchsal durch die abwechslungsreiche Landschaft nördlich von Karlsruhe und erreichen schließlich den Kraichgau und das Aufsteiger-Weingut 2020.

Zur Heitlinger Genusswelt gehört unter anderem der Golfplatz, wo uns bereits Rainer Bender (Geschäftsführer Gastronomie) erwartet. Nach einem Welcome-Secco und einem kleinen Eindruck von der Golfanlage radeln wir wenige Meter, um das Weingut auf der gegenüberliegenden Straßenseite zu erreichen. Mitten in der Ernte sind aus Sicherheitsgründe manche Bereiche des Weinguts für uns nicht zugänglich, doch erhalten wir beim Rundgang einen Einblick in diesen tollen Betrieb, Produktionsbereich und Keller.

Besonders beeindruckend ist bei einem Weingut dieser Größe der biodynamische Ansatz durch das Team um Winemaker und Geschäftsführer Claus Burmeister und Kellermeister Daniel Rupp. "Alles in unseren Weinbergen darf blühen und leben, unsere Weine sollen dieses Leben bündeln und die Magie des Ortes bis an den Gaumen tragen. Wir leben die Renaissance der Weinkultur im Kraichgau, welche von den Römern begründet und von den Zisterziensern geprägt wurde," so das Credo von Claus Burmeister. Und Daniel Rupp spricht gar vom „kontrolliertem Nichtstun“ und meint damit, dass sie im Weinberg und im Keller den natürlichen Abläufen genügend Zeit und Raum zur Entwicklung der Weine einräumen. Angeregt durch die Südtiroler Vorreiter des biodynamischen Weinbaus Alois und Clemens Lageder, beginnt dies mit innovativen Methoden im Weinberg, wo jede Parzelle nach den Eigenschaften von Boden und Mikroklima entsprechend bewirtschaftet wird und setzt sich im Keller fort, wo die Trauben schonend unter Vermeidung von Pumpvorgänge gepresst werden.

Ein großes Ziel ist dabei den Burgunder-Weinen im Kraichgau wieder die Bedeutung zu geben, die sie bereits bei den Zisterziensern im 12 Jahrhundert hatten und dabei von Jahr zu Jahr besser zu werden. Unterschiedliche, kalkhaltige Sedimentgesteine bilden die verschiedenen bunten Mergel. Diverse Böden zeichnen damit die verschiedenen großen VDP-Lagen von Heitlinger aus und bilden das Kapital für wunderbare Prädikatsweine von hoher Qualität.

Von der Entwicklung dieser ‚Burgunder-Philosophie‘ können wir uns bei einer ausführlichen Weinverkostung überzeugen. Kulinarisch wird diese von einer klassischen Brotzeit mit Produkten aus dem Kraichgau begleitet. Doch zurück zu den Weinen. Weißer und grauer Burgunder überzeugen bereits als 2019er VDP-Gutsweine. Bereits hier kann man erkennen, welches Potential die Weine von Heitlinger haben. Ein Aquaplaning im Mundraum und am Gaumen erzeugen dann die Grosse Lagen Weine. Hier kommt auch ein Pinot Noir GG 2016 von der Lage Königsbecher ins Glas, der bereits in seinen jungen Jahren durch eine wunderbare Aromatik überzeugt. Ein absoluter Liebling in der Verkostung ist jedoch der Auxerrois 2018 von der Lage Hassapfel. Diese im Kraichgau leider wenig beachtete Rebsorte wird hier, mit enorm viel Ausdruck und Charakter ausgebaut. Besonders überzeugt die enorme ‚Massenfähigkeit‘ der Heitlinger Weine. Wir sind eine bunt gemischte Gruppe aus Weintrinkern, Weingenießern und Weinfachleuten. Die Weine von Heitlinger kommen dabei bei jedem hervorragend an. Sie sind weder anbiedernd noch langweilig. Das Gegenteil ist der Fall, die meist sehr süffigen Weine überzeugen auch die Weinfachleute durch ihre Spannung und Tiefe.  

Ein Besuch der Heitlinger Genusswelten ist für alle Genussfreaks und Weinliebhaber ein Erlebnis. Dabei kann man die Weingüter Heitlinger und Burg Ravenstein erleben, sich im ‚Restaurant im Weingut‘ mit typischer Kraichgauer Küche verwöhnen lassen und natürlich auch im Heitlinger Hof übernachten. Für alle Golffreunde lockt darüber hinaus das Heitlinger Golf Resort. Ich persönlich habe allerdings genügend damit zu tun die wunderbare Weinwelt zu entdecken und die spannende Entwicklung der beiden Weingüter weiter zu verfolgen.

Für uns geht es heute zurück nach Karlsruhe, denn auch am nächsten Tag möchten wir mit den Affenthalern Winzern die Ortenau südlich von Karlsruhe mit dem Fahrrad entdecken. Doch dies ist eine andere Geschichte. Wir fahren noch einige Kilometer mit dem Rad bevor wir mit der S-Bahn zurück nach Karlsruhe gelangen.

Weitere Informationen
heitlinger-genusswelten.de
weingut-heitlinger.de
weingut-burg-ravensburg.de

Über den Autor*Innen

Jörg Bornmann

Als ich im April 2006 mit Wanderfreak an den Start ging, dachte noch keiner an Blogs. Viele schüttelten nur ungläubig den Kopf, als ich Ihnen von meinem Traum erzählte ein reines Online-Wandermagazin auf den Markt zu bringen, welches eine hohe journalistische Qualität aufweisen kann, eine Qualität, die man bisher nur im Printbereich kannte. Mir war dabei bewusst, dass ich Reisejournalisten und Spezialisten finden musste, die an meine Idee glaubten und ich fand sie.