Schon Udo Jürgens hat ihn in den 1970er Jahren in seinem berühmten Schlager besungen. Heute findet man in den Weinbergen und Kellern des Helenenstaates weit mehr als nur das „Blut der Erde“ – der griechische Wein hat sich emanzipiert und vielfach eine moderne Richtung eingeschlagen. Engagierte Winzer erzielen damit inzwischen auch große Erfolge außerhalb des eigenen Landes. Ein Pionier auf diesem Weg ist der Erfolgswinzer Evangelos Gerovassiliou aus dem Dorf Epanomi im Nordwesten der Halbinsel Chalkidiki nahe Thessaloniki. Wir durften Einblicke in seine Arbeit und in sein außergewöhnliches Weinmuseum gewinnen.
Evangelos Gerovassiliou ist ein griechischer Vorzeigewinzer: In der elterlichen Landwirtschaft aufgewachsen, hat der Weinbauer und Önologe in den berühmten Weinbergen des Bordeaux einschlägige Erfahrungen gesammelt, bevor er 1976 in Griechenland das damals führende griechische Weingut Château Carras leitete und dort das ungenutzte Potenzial der weißen Rebsorte Malagousia entdeckte, einer Rebsorte, die inzwischen vielerorts die Gaumen von Weinkennern mit ihrer Frucht und Duftigkeit erfreut.
1981 pflanzte der experimentierfreudige Gerovassiliou in den damals nur zwei Hektar großen Weinbergen seiner Eltern Malagousia und weitere regionale Sorten wie die weiße Rebe Assyrtiko sowie die roten Trauben Limnio, Mavroudi und Mavrotragano an. Die Domaine Gerovassiliou war geboren, und bald schon erzielte Evangelos auch mit französischen Rebsorten wie Syrah und Sauvignon Blanc internationale Anerkennung.
Ein Besuch auf seinem inzwischen 56 Hektar umfassenden Gut zeugt von der Professionalität des gesamten Teams, das der gelassene, freundliche Winzer soweit möglich aus dem eigenen Dorf rekrutiert. Doch natürlich lässt es sich der Vollblutweinmacher mit seinen heute 65 Jahren nicht nehmen, auch selbst noch täglich im Weinberg zu stehen und die Qualität des Traubenmaterials und der Rebstöcke zu überprüfen. Umspielt von der Brise des Meeres wurzeln die Reben auf sandigem Boden, ihre Trauben werden je nach Sorte zwischen August und Mitte September gelesen. Wirft man einen Blick in das Innere des Weinguts, entdeckt man moderne Stahltanks und Pumpanlagen sowie ein Kellergewölbe mit Hunderten von Barriquefässern aus französischer Eiche, in denen Gerovassilious edelste Tropfen zu großer Komplexität heranreifen lässt. Ein besonderes Highlight des Weinguts ist außerdem das kleine Weinbaumuseums des Hauses, das nicht nur die historische Entwicklung des Weinmachens illustriert, sondern auch Evangelos’ besondere Leidenschaft präsentiert. Gerovassiliou sammelt Korkenzieher aus allen Epochen und Regionen – von Öffnern, die in eleganten Spazierstöcken eingebaut sind bis hin zu bunten Figuren, die in den Zeiten der Prohibition selbige gut zu verstecken wussten.
Genussurlaub auf Sterneniveau
Wer nach Betrachten all dieser weinaffinen Utensilien nun Durst auf den einen oder anderen Tropfen bekommen hat, kann sich in der modernen Bar glasweise die Produkte des Hauses servieren lassen. Oder auf die Weinkarte des rund 30 Fahrminuten entfernten Ikos Resorts Olivia zurückgreifen. Auch hier ist ein besonders typischer Wein von Gerovassiliou auf der Karte zu finden, eine duftige weiße Cuvée aus den heimischen Rebsorten Assyrtiko und Malagousia. Das zwischen den Halbinseln Kassandra und Sithonia auf Chalkidiki gelegene 5-Sterne-Resort legt besonderen Wert darauf, Weinkenner und Feinschmecker mit einer großen Auswahl regionaler und internationaler Produkte zu erfreuen. 300 Positionen umfasst der Weinkeller, darunter auch zahlreiche edle Flaschen anderer nordgriechischer Winzer. So etwa Weine des Weinguts Tsantalis vom Berg Athos mit dem Metochi Chromitsas, einer wundervollen Cuvée aus Assyrtiko und Sauvignon Blanc oder dem roten Pendant, einer kraftvollen Cuvée aus Cabernet Sauvignon und der autochthonen Rebsorte Limnio. Dieser tiefdunkle Rote ist ein idealer Begleiter für nach Thymian duftende Lamm, das im griechischen Restaurant „Ouzo“, einem der fünf resorteigenen Restaurants, mit Blick auf das Meer serviert wird. Kein Geringerer als Sternekoch Lefertis Lazarou zeichnet hier für die Küche verantwortlich, während der vielfach prämierte Sommelier Nikolas Giannopoulos die passenden Weine aus seiner Heimat dazu ausgewählt hat. Die Griechen sind seit jeher für ihre Gastfreundschaft bekannt. Sie lieben ihre Traditionen und wollen, dass ihre Gäste ein Stück davon im Herzen mit nach Hause nehmen. Dass dies auch für Küche und Keller gilt, spürt man sogleich. Und nichts würde man lieber tun als zu Hause noch einmal mit einem Glas Assyrtiko oder Malagousia ganz in diese griechische Sehnsucht nach Sonne, Strand und Meer einzutauchen.
Info:
Domaine Gerovassiliou
Epanomi 57 500, Thessaloniki
Tel. +30 2392 044 567
Fax +30 2392 044 560
www.gerovassiliou.gr
Weingut Tsantali
Agios Pavlos, 63080 Chalkidiki
Tel. + 30 23990 76100
Fax + 30 23990 61466
www.tsantali.com
Ikos Resorts
Poligiros 631 00, Gerakini
Tel. +30 2374 099448
www.ikosresorts.com
Preisbeispiele Ikos Olivia (gültig für Juni 2016)
1 Woche all inclusive mit Frühbucherrabatt im DZ mit Landblick: 952 € pro Zimmer
1 Woche all inclusive mit 15% Frühbucherrabatt im Bungalow mit separatem
Wohnzimmer und Meerblick: 1579,40 € pro Bungalow
Viele weitere Angebote und Specials sind auf der Website des Resorts zu finden.
Anreise:
Mit Agean Airlines Direktflug aus verschiedenen deutschen Städten nach Thessaloniki ab ca. 200 €. Das Resort organisiert den Transfer; es ist in rund 40 Fahrminuten vom Flughafen aus erreichbar.
Attika Reisen ist seit 40 Jahren Spezialist für Urlaub in Griechenland und auf Zypern. Das umfangreiche Programm umfasst mehr als 700 Unterkünfte auf dem griechischen Festland, auf über 40 Inseln und auf Zypern. Auch die beiden Ikos Resorts sind bei Attika gelistet. www.attika.de
Die Incoming Agentur Syrtaki Travel mit Sitz in Thessalonik betreut sowohl Einzelreisen als auch Gruppenarrangements, von der Organisation und Planung bis zur Durchführung von incentive tours, Seminaren und Konferenzen sowie bei individuellen Sonderwünschen und VIP – Reisetouren. Die Agentur bietet eine Vielzahl an Dienstleistungen, darunter auch bestens organisierte Transfers mit modernen klimatisierten Bussen und organisierte Ausflüge, nicht nur in Thessaloniki, Chalkidiki und an der olympischen Riviera, sondern in ganz Griechenland. www.syrtakitravel.gr/
GLOSSAR:
Die wichtigsten autochthonen Rebsorten Griechenlands im Überblick:
Agiorgitiko: Elegante Rebsorte mit dunkelroter Farbe und samtigem Geschmack.
Aidani: Weiße Rebsorte mit blumigen Aromen; wird auf Santorin und den Ägäischen Inseln angebaut.
Assyrtiko: Die wichtigste weiße Rebsorte auf Santorin. Diese Traube wird auch auf Chalkidiki, in Epanomi, Drama, Pangeo und auf der Peloponnes angebaut. Prägnante Säure und Kraft.
Athiri: Weiße Rebsorte, die vor allem auf den südägäischen Inseln und auf Chalkidiki angebaut wird. Sie verleiht Weinen ein dezentes Zitronenaroma und vollen Geschmack.
Dafni: Weiße autochthone Rebsorte von Kreta, deren Ursprung in der Antike liegt. „Dafni" heißt Lorbeer und die Rebsorte hat genau dieses Aroma.
Debina: Die weiße Rebsorte aus Epirus eignet sich hervorragend für die Produktion von frischen trocknen Weinen sowie Schaumweinen.
Krassato: Rote Rebsorte, die ausschließlich in Rapsani angebaut wird und eine der drei Rebsorten, aus denen der gleichnamige Wein zusammengesetzt ist.
Lagorthi: Weiße Rebsorte, die auf der nördlichen Peloponnes und den Ionischen Inseln angebaut wird; floreales Aroma und prägnante Säure.
Liatiko: Autochthone Rebsorte von Kreta, deren Ursprung in der Antike liegt. Die hat ein enormes Potenzial, wenn reif.
Limnio: Rote autochthone Rebsorte von Limnos, deren Ursprung in der Antike liegt. Diese kräftige Rebe wird heute zudem in Nordgriechenland angebaut.
Mavri Kountoura Kimis: Sehe Mandilaria
Mavrotragano: Die rote Rebsorte von Santorin, die, gehaltvolle Weine mit Charakter gibt.
Mavroudi: Eine große Familie! Viele Trauben, von der Peloponess, Epirus, Mazedonien, Zentralgriechenland, mit schwarzer Schale und Tannine, haben dieser Name.
Monemvasia: Weiße Rebsorte von Paros.
Moschofilero: Die bekannte aromatische weiße Rebsorte wird in Mantinia und auf der Peloponnes angebaut. Die hat Aromen von Muscat, Rosen, Zitrone und Pfefferminze.
Malagouzia: Elegante weiße Rebsorte, die reiche und aromaintensive Weine hervrobringt.
Mavrodaphni: Die bekannte aromatische Rebsorte wird in Patras und auf der Insel Kephallinia angebaut. Man verwendet sie vor allem für die Produktion des gleichnamigen alkoholischen roten Süßweins.
Moschato: Bekannte Traubenfamilie (Muscat), die unter verschiedenen Namen in fast allen Weinbauländern angebaut wird. Aus Moschato wird eine große Palette an hocharomatischen Weinen erzeugt, die von gereiften Süßweinen bis zu frischen, fruchtigen Schaumweinen reicht.
Negoska: Rote Rebsorte, wird ausschließlich in Goumenissa angebaut. Sie ist Teil der Zusammensetzung des Goumenissa Weines, dem sie Farbe, Frucht, Alkoholgehalt gibt und seine Säure abmildert.
Plito: Autochthone Rebsorte mit typischem Zitrusaroma; Anbau auf Kreta.
Roditis: Wird fast in ganz Griechenland angebaut. Sie bringt leichte, süffige Weine mit schöner Fruchtnote hervor; Hauptrebsorte für Retsina.
Savatiano: Die meistverbreitete Rebsorte Griechenlands. Sie wird hauptsächlich in Attika und in Zentralgriechenland angebaut. Zusammen mit Roditis ist dies die Hauptrebsorten für die Herstellung von Retsina.
Stavroto: Rote Rebsorte, die ausschließlich in Rapsani angebaut wird und eine der drei Rebsorten ist, aus denen der gleichnamige Wein zusammengesetzt ist.
Xynomavro: Die eleganteste Rebsorte Nordgriechenlands. Auch in anderen Regionen des Landes weit verbreitet. Ihre Trauben haben auch im finalen Reifestadium eine ausgeprägte Säure.
Über den Autor*Innen
Susanne Wess
Susanne Wess ist 1968 in München geboren. Nach langjähriger redaktioneller Tätigkeit beim Fernsehen arbeitet sie seit 1999 als freiberufliche Journalistin und Autorin. Ihre Themenschwerpunkte sind Reisen, insbesondere verbunden mit Berg- und Radsport, Wellness und Lifestyle, sowie Food und Wein. Ihre Leidenschaft für edle Tropfen konnte Susanne Wess über die Jahre durch ihre frühere Arbeit im Weinhandel, durch zahlreiche Seminare – und natürlich ‘learning by doing’ – stets vertiefen.