Blick in Frater Vitalis geheime Kräuterkammer

In der Ettaler Schaukäserei kann der Besucher hinter hohen Glaswänden die gesamte Produktion von Quark, Butter, Joghurt und verschiedene Käsesorten beobachten - (c) Ammergauer Alpen GmbH Mathias Neubauer

Vor der Kulisse der Ammergauer Alpen mit dem beliebten Bergwanderer-Ziel des Ettaler Manndl erhebt sich markant die 70 Meter hohe Kuppel der barocken Klosteranlage Ettal. Die 1330 von Kaiser Ludwig dem Bayern gegründete Benediktinerabtei ist zusammen mit Schloss Linderhof, den Passionsspielen in Oberammergau und der Wieskirche bei Steingaden wohl das bekannteste Kultur-Juwel der Ammergauer Alpen.

Genießern ist das Kloster aber nicht nur wegen seiner barocken Pracht ein Begriff. In bester klösterlicher Tradition haben sich die Mönche hier schon immer auch dem leiblichen Wohl verpflichtet gefühlt. Landwirtschaft und die eigene Brauerei sind seit Jahrhunderten fester Bestandteil des Klosterbetriebes.

Neben den Ettaler Klosterbieren, die hier seit über 400 Jahren gebraut werden, gehören auch die Ettaler Klosterliköre zu den traditionsreichen Spezialitäten der Abtei. Bereits im Jahr 1558 habe man in der Klosterapotheke von Ettal den ersten Brennkessel angeschafft, erzählt Frater Vitalis. Heute ist die klostereigene Destillerie sein Reich. Ursprünglich habe die Brennerei nur Heilzwecken gedient, betont er. Mit dem Alkohol sollten die Wirkstoffe aus den Heilkräutern gelöst werden. Der so entstandene Trunk ist noch heute die Basis der bekannten Klosterliköre, für die nun Frater Vitalis verantwortlich zeichnet. Passenderweise ist er nicht nur gelernter Schnapsbrenner, sondern auch Heilpraktiker – ganz in der Tradition der historischen Klosterapotheke. Und nur er und ein weiterer Klosterbruder kennen die genaue Kräutermischung, die den Klosterlikören ihr Aroma verleiht, betont er.

Nur so viel verrät Frater Vitalis bei der Führung durch sein geheimes Kräuterreich: Der traditionelle grüne Klosterlikör werde nur mit frischen Kräutern aus dem Klostergarten angesetzt, die ihm die herbe Würze verleihen. Der gelbe Klosterlikör wird noch mit Berghonig aus der klostereigenen Imkerei verfeinert, was ihm ein süßeres Aroma gibt. Für die intensive gelbe Farbe sorgt Safran.

Heu von den Ammergauer Bergwiesen für den Heulikör

Besonders intensiv schmeckt man das Aroma der Landschaft rund um das Kloster aber aus dem Ammergauer Heulikör heraus. Ihn setzt Frater Vitalis mit Heu von den Bergwiesen der Ammergauer Alpen an, der „Ammergauer Wiesmahd“. Die schwer zugänglichen Bergwiesen an den Hängen der Ammergauer Alpen können nicht intensiv mit Maschinen bewirtschaftet werden. Sie werden nur einmal im Jahr mit der Sense gemäht, im Juli, wenn die Bergblumen verblüht sind. Dadurch gedeihen hier besonders viele Kräuter, die dem Heu und damit dem Heulikör nicht nur ein besonders würziges Aroma verleihen. Die Ammergauer Wiesmahd erhält so auch den Artenreichtum der Ammergauer Alpen, mit seltenen Kräutern wie Arnika, Knabenkräutern, Fingerkraut, Prachtnelke, aber auch Kleinlebewesen wie Schmetterlingen, Käfern und Spinnen.

Der Pflege der Kulturlandschaft der Ammergauer Alpen fühlt man sich im Kloster Ettal durch die lange landwirtschaftliche Tradition besonders verpflichtet. Das Kloster ist deshalb auch Schrittmacher bei den Bemühungen, die Ammergauer Alpen zum Naturpark zu erklären. Ein entsprechendes Verfahren läuft gerade. Noch in diesem Jahr könnte die Region das Prädikat verliehen bekommen, hofft Mitinitiator Christian Loth, der Kommunikationschef des Klosters.

Käsegenuss in der Schaukäserei 

Dem Erhalt dieser Kulturlandschaft widmet sich das Kloster Ettal auch noch mit einem anderen Projekt, mit dem es die Vermarktung regionaler Landwirtschaftsprodukte fördert. Gleich neben den Klosteranlagen findet man die Schaukäserei Ammergauer Alpen. Der Betrieb ist ein Genossenschaftsprojekt, zu dem sich 37 Bauern aus der Region in Kooperation mit dem Kloster Ettal zusammengeschlossen haben. Die Bauern liefern rund 3.000 Liter Milch pro Tag an die Käserei. Hinter hohen Glaswänden, durch die Besucher die gesamte Produktion beobachten können, werden daraus Quark, Butter, Joghurt und verschiedene Käsesorten wie der leicht nussig schmeckende Hartkäse „Ettaler Mandl“, der cremig milde Ettaler Bergwiesnkas oder der würzige Ettaler Klosterkäse. Die Käsespezialitäten kann man sich gleich im Brotzeitstüberl der Schaukäserei schmecken lassen, mit Blick auf die auf der Wiese nebenan grasenden Milchlieferanten. Oder man lässt sie sich im Laden einpacken als Stärkung für eine Wanderung. Die Wanderwege zum Laber oder zum Ettaler Manndl führen direkt an der Schaukäserei vorbei.

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Das Kloster Ettal bietet 45-minütige Führungen durch die Klosterdestillerie an. Reservierung unter Telefon +49 (0)8822 / 746212, Mail: fuehrung@abtei-ettal.de. Die Führung inklusive Likörprobe kostet 6 Euro pro Person. Weitere Infos unter www.kloster-ettal.de

Die Schaukäserei in Ettal ist täglich von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Von November bis einschließlich Mai ist montags Ruhetag. Weitere Infos unter www.schaukaeserei-ettal.de.

Mehr Geschichten zu regionalen Spezialitäten und kreative Rezepte bietet das Buch „Ammergauer Alpen-Genuss“, herausgegeben von der Ammergauer Alpen GmbH (ISBN 978-3-00-044195-0)

Genussrezepte aus dem Buch "Ammergauer Alpen GmbH"
Ammergauer Käsesuppe
Weiße Schokoladen-Heumousse mit Mandelbiskuit

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Über den Autor*Innen

Gabi Vögele

Gabi Vögele, geboren 1967 in Eichstätt/Bayern, arbeitete nach dem Studium von Journalistik und Geographie als Journalistin für Süddeutsche Zeitung und Abendzeitung. Seit 2005 ist sie freiberuflich als Journalistin tätig. Ihre Themen: Reisen, Outdoor-Aktivitäten, Genuss.

Draußen unterwegs sein, sich in der Natur bewegen, Landschaften entdecken, interessante Menschen treffen und einfach genießen – sei es den würzigen Bergkäse auf der Alm, das gute Glas Rotwein an einem langen Winterabend oder das überraschende Sechs-Gänge-Menü eines kreativen Kochs.