Zuckerhasen – nostalgisch schön

Zuckerhasen nostalgisch schön - Süßes Naschwerk aus Neumarkt in der Oberpfalz - (c) Sabine Zoller

Rot ist eine Farbe, die bei Menschen schon immer tiefe Gefühle ausgelöst hat und viele schwelgen beim Kauf der Zuckerhasen in Erinnerungen von anno dazumal, als das rote Langohr noch etwas ganz Besonderes im Osternest war. Rot, die Farbe der Liebe und der Leidenschaft, wird mit Feuer in Verbindung gebracht und steht in diesem Fall für eine Handwerkskunst, die Konditormeister Peter Segerer in Neumarkt in der Oberpfalz mit Leidenschaft hegt und pflegt.

Zucker - Ein kostbares Gut
Der Osterhase gilt als Symbol für Ostern, der viele bunte Eier im Garten versteckt. 1682 warnte allerdings ein Mediziner davor, zu viele hartgekochte Eier zu verzehren, die der Hase geliefert hat. Damals gab es zwar schon flüssige Trinkschokolade, die mit Honig gesüßt aber nur von Adeligen und Reichen genossen werden konnte. Auch Zucker galt als teures und kostbares Gut das in Apotheken als Arzneimittel erhältlich war. Das „süße Gold“ wurde in Lateinamerika auf Zuckerrohr Plantagen gewonnen und per Schiff nach Europa gebracht. Zucker, den wir heute als ein alltägliches Gut zum Backen und Süßen kennen, war noch zu Beginn des 19. Jahrhunderts teuer und daher nur den Wohlhabenden vorbehalten. In Mode gekommen sind die Hasen aus Zucker in etwa 1850, als in großen Zuckerfabriken der süße Stoff aus heimischen Rüben hergestellt werden konnte, statt aus teurem, importiertem Zuckerrohr. Da sich insbesondere im Süddeutschen Raum Zuckerraffinerien ansiedelten, wurde der dort gefertigte Zucker günstiger und im Handel als „Zuckerbrote“ oder dem „Zuckerhut“ in einer Größe von knapp 1,5 Metern Höhe vertrieben. Wollte man dann allerdings im Haushalt Zucker verwenden, musste man erst den teuren Zuckerhut mit einem Zuckerhammer oder einer Zuckerhacke zerkleinern. Und weil sich die Frau eines Zuckerfabrikanten den Finger beim Abhacken des Zuckers vom Zuckerhut verletzte, wurde der Würfelzucker in der noch heute bekannten quadratischen Form von Ihrem Ehemann Jacob Christoph Rad erfunden und 1843 als Patent eingereicht.

Außergewöhnliche Zuckerformen
Mitte des 19. Jahrhunderte wurde Zucker nicht nur für alle Bevölkerungssichten erschwinglich, sondern auch immer öfter von Konditoren verwendet, da Schokolade nach wie vor nur einer wohlhabenden Bevölkerungsschicht vorbehalten war. Neben der Herstellung von Bonbons zeigten die Konditoren ihre Fingerfertigkeit auch bei der Herstellung von Figuren aus Zucker. Und da Zuckerfiguren im Süddeutschen Raum besonders beliebt waren, gestalteten Formenhersteller in Baden und in Württemberg entsprechende Motive, um Zucker in Formen zu gießen. Ein Brauch, der heute nahezu ausgestorben ist und von Konditormeister Segerer bis heute bewahrt wird.

Durch seine Sammelleidenschaft besitzt Segerer ein besonders vielfältiges Sortiment an ausgefallenen Metallgießformen, so dass er auch ganz besondere Kundenwünsche erfüllen kann. Der filigrane und zerbrechliche Hohlkörper begeistert durch die Vielfalt an Hasenmotiven, die Mal mit Himbeergeschmack in roter Farbe hergestellt, oder sich mit Butter und Sahne verfeinert zu goldgelben Karamellhasen verwandeln. Die anfänglich in Gips gefertigten, später aus Eisen über Blei und Zinn bis schließlich aus Aluminiumguss hergestellten Formen werden schon lange nicht mehr hergestellt. Sie zählen heute zu begehrten Sammelobjekten und vielleicht sind deshalb die Zuckerhasen nicht nur nostalgisch-schön, sondern wieder aktuell

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Über den Autor*Innen

Sabine Zoller

Sabine Zoller lebt im Schwarzwald und hat sich als Historikerin intensiv mit der Region beschäftigt. Als freie Journalistin schreibt sie für verschiedene online Portale, Magazine und Tageszeitungen. Kultur, Handwerk und Brauchtum fasziniert Sie ebenso wie gute Küche und Natur. Ihre Berichte beschäftigen sich mit landschaftlich reizvollen Regionen und lukullisch attraktiven Stationen und machen Lust auf Reisen.