Wohlige Atmosphäre in der Sonne-Post

Wohlige Atmosphäre in der Sonne-Post in Titisee-Neustadt (Schwarzwald) - (c) Klaus Pfenning

Selbst traditionsreiche und gut geführte Schwarzwälder Gasthöfe sind heutzutage kein dauerhafter Selbstläufer mehr. Manche Wirte verschlafen die Zeit, bei anderen funktioniert der Übergang von einer Generation zur nächsten nicht. Oder beides. Das genaue Gegenbeispiel hierzu ist das Landhotel Sonne-Post in Waldau, einem Ortsteil von Titisee-Neustadt. Gelegen im weiten und lieblich grünen Langenordnacher Tal ist es seit mehr als 150 Jahren im Besitz der Familie Wehrle. Oder zumindest fast.

Seit Dezember 2019 taucht neben dem Namen Wehrle auch noch ein zweiter auf: Eiche. Thomas Eiches Frau Yvonne ist eine geborene Wehrle, zusammen führen sie jetzt in fünfter Generation den auf fast 1.000 Metern gelegenen Traditionsbetrieb. Der Baseler und die Schwarzwälderin, beide um die 40, haben die Hotelfachschule im schweizerischen Thun absolviert – und damit eine der Top-Adressen für den Gastronomie- und Hotellerie-Nachwuchs im deutschsprachigen Raum.

Tradition ist ihnen wichtig – und vor Neuerungen scheuen sie nicht zurück. Unmittelbar nach der Übergabe ergänzen sie das vor 30 Jahren errichtete Haupthaus mit seinen 19 Zimmern um einen Anbau mit sechs weiteren, darunter zwei großzügig geschnittene Familienzimmer. Im Rohbau wirkte der Kubus eher wie ein Fremdkörper, auf den zweiten Blick bildete er einen schönen Kontrast zum Bestandsgebäude, auf den dritten wirkt er mit seiner dezenten Verkleidung aus hellem Holz fast schon wie eine pointierte Ergänzung des typischen Schwarzwaldstils mit seinen tief heruntergezogenen, meist riesigen Dächern.

Im Souterrain erwartet den Gast ein Spa mit einer ganz feinen architektonischen Handschrift. Im Zentrum steht ein 11 mal 5,50 Meter großer Infinity-Pool, nach Süden hin vollverglast und ausgestattet mit einem Breitwandblick auf das sanft abfallende Langenordnacher Tal mit seinen weit verstreuten Höfen, Wiesen und Weiden samt zufrieden vor sich hin fressenden Kühen. Viel Holz und Naturstein strahlen eine heimelige Atmosphäre aus. Der Pool selbst überrascht mit einer Unterwasserbeleuchtung und wechselndem Farbspiel. Sauna, Sanarium und Ruheraum, allesamt ausgestattet mit liebevollen kleinen Details, reflektieren die wohltuende Stille und Unaufgeregtheit dieser Bilderbuchlandschaft.

In der Küche hat Seniorchef Gerhard Wehrle das Sagen. „Zumindest mehr oder weniger“, wie seine Frau Ursula schmunzelnd hinzufügt. Auf der Karte stehen klassische Schwarzwälder Gerichte, zubereitet ohne Schnickschnack, dafür auf hohem Niveau. Zweimal im Jahr – einmal im Winter, einmal im Sommer – lockt die Küchenmannschaft ihre Hausgäste für jeweils zwei Wochen zu einem Schlemmermenue. Serviert werden dann zum Beispiel Zanderröllchen an Durbacher Rosésauce, Sorbet vom Montepulciano oder Rehrücken mit Rahmsteinpilzen und Preiselbeeren. Bei der Weinkarte setzen die Eiches und Wehrles in erster Linie auf heimische Gewächse aus dem Breisgau, dem Markgräflerland und vom Kaiserstuhl. Zu Recht, schließlich wachsen dort einige der besten deutschen Burgunder, rote wie weiße.

Hotel Sonne-Post
Landstraße 13
79822 Titisee-Neustadt, Ortsteil Waldau
Tel. 07669/91020
sonne-post.de

Über den Autor*Innen

Unser Autor Klaus Pfenning

Klaus Pfenning

Klaus Pfenning wuchs am Rande des Odenwalds auf – und damit eher mit Apfelwein. Erst im frühen Erwachsenenalter wurde ihm bewusst, dass sich auch aus anderen Früchten wunderbare Weine herstellen lassen. Vor allem aus Trauben, weißen wie roten. Vor 30 Jahren verlegte der Naturliebhaber seinen Lebensmittelpunkt an die Badische Bergstraße. Von dort aus kann er nicht nur den heimischen Winzern bei der Arbeit zuschauen. Sondern auch hinüberblicken in die Pfalz und nach Rheinhessen. Dem wachsenden Interesse am Wein konnte das nicht schaden.