Menorca - Genussinsel für Augen und Gaumen

Menorca - Genussinsel für Augen und Gaumen - Zimmer im Alcaufar - (c) Susanne Wess

Wer die Strände Menorcas besucht, fühlt sich durch das türkisblaue Farbenspiel des Wassers direkt in die Karibik versetzt. Erst die feine mediterrane Land- und Meeresküche lässt den Urlauber wieder daran erinnern, dass er sich auf einem der schönsten Inseljuwele des Mittelmeers befindet.

„Wir wollen Wein, wir wollen Wein“, singen die ansonsten eher zurückhaltenden Menorquiner bei den vielen sommerlichen Patronatsfesten bereits in den frühen Morgenstunden. Genuss und geselliges Beisammensein, vor allem in der Familie – das steht bei den meisten Einwohnern der knapp 700 km2 großen Insel in der Freizeit im Vordergrund. Gerne trifft man sich am Sonntag zu einem ausgiebigen Mittagessen, das sich des öfteren bis in den frühen Abend hinein erstreckt. Ein sehr beliebter Treffpunkt für größere ist das Traditionslokal Can Bernat des Grau an der ruhigen Landstraße zwischen der Hauptstadt Mahón und dem Dörfchen Fornells. Dessen Einwohner zählen zu den fähigsten Langustenfischern im gesamten Mittelmeer – kein Wunder also, dass sich die großen Krustentiere auch im Can Bernat des Grau größter Beliebtheit erfreuen. So auch bei José, einem älteren fröhlichen Herrn, der seine Heimatinsel nur selten verlassen hat. „Warum soll ich aufs Festland reisen, wo ich doch hier im Kleinen alles habe, was einen Menschen glücklich machen kann? Eine wunderschöne Landschaft, das Meer, die Sonne, meine Frau und gutes Essen.“ Er lächelt und zeigt dabei auf die mit Spiegelei und Kartoffeln servierten Langusten, die er gleich genüsslich zusammen mit der Ehefrau und einigen Freunden verspeist. Selbstredend, dass sich die gesellige Runde dazu eine Flasche menorquinischen Wein genehmigt. Der Weißwein aus Chardonnay-Reben von Menorcas größtem Weingut Binifadet ist mit seinem ausgeprägten Aroma und der feinen Säure ein wunderbarer Kontrapunkt zum süßlichen Fleisch der Languste. Wenn man von „groß“ spricht, meint auf Menorca in diesem Fall rund 15 Hektar Anbaufläche, was für Festlandverhältnisse geradezu verschwindend gering ist. Doch auf der Insel sind die Dimensionen eben kleiner. Jeder Punkt ist ohne Hektik in gut einer Stunde auf wenig befahrenen Straßen zu erreichen. Stress kommt niemals auf, fährt man doch meist entlang einer üppigen grünen Landschaft, deren Bild vor allem Steineichen, Aleppokiefern und wilde Olivenbäume prägen. Menorca hat sich seine natürliche Schönheit in weiten Teilen bis heute bewahrt. 45 Prozent der Fläche stehen unter Naturschutz, seit 1993 ist die Insel UNESCO-Biosphärenreservat. Kaum ein Haus ist höher als die Bäume vor Ort, denn seit 1973 sind Gebäude, die die Baumwipfel überragen, verboten.

Knorrige Olivenbäume und schwarzweiß gefleckte Kühe

Wer als Tourist so viele Olivenbäume auf den von Trockensteinmauern gesäumten Landgütern sieht, der geht davon aus, dass man hier allerorts auch hiesiges Olivenöl findet. Dem ist jedoch nicht so, da die Oliven der wilden Bäume nur so wenig Öl abgeben, dass man aus hundert Kilo Frucht gerade mal eineinhalb Liter herauspressen kann. Doch so manch einer versucht trotzdem sein Glück, wie etwa Samuel Moll-Bosch, hauptberuflich Ingenieur, doch im Herzen leidenschaftlicher Olivenbauer. Seit einigen Jahren veredelt er durch Aufpfropfen bewährter Sorten seine wilden Olivenbäume. Besonders vielversprechend, erklärt Samuel, sei die schmackhafte Arbequina-Olive. Seine Haine mit einem Bestand von 1.400 Bäumen fährt er selbst mit dem Traktor ab, eine Erntegabel mit kleinem Motor ist sein bester Helfer, wenn es ums Pflücken der reifen Früchte geht. Viele Produkte werden auf Menorca noch mit großem manuellen Aufwand hergestellt und sind dafür umso bestechender in ihrer Qualität. Bester Beweis dafür ist der Hofladen von Jeronima Casals auf dem Landgut Ca Na Xini in Ferreries im Inselinneren. Hier bieten sich dem Blick des Besuschers allerlei Feinheiten der Insel: Nicht nur der hauseigene inseltypische Mahón-Käse aus roher oder pasteurisierter Kuhmilch, auch die selbst unter dem Label „Hort San Patrici“ gekelterten Weine, diverse Sobrasadas – luftgetrocknete, meist weiche bis streichfähige Rohwürste – Tees aus der heimischen Kamille sowie den Gin der Marke Xoriguer, ein Erbe der britischen Eroberer im 18. Jh, der bis heute in Mahón hergestellt wird. Doch die Hauptstadt im Osten der Insel ist nicht nur wegen der Distillerie einen längeren Besuch wert. Mahón kann unter anderem den zweitgrößten Naturhafen der Welt nach Sydney ihr eigen nennen. Die Stadt ist quirliger und stärker von britischen Einflüssen geprägt als das malerisch-ruhige Ciutadella im Westen. Zum Bummeln auf den Fisch- und Lebensmittelmärkten, zum Flanieren am Abend und für eine Pomada, den inseltypischen Mix aus Gin und Zitronenlimonade, sind beide Städtchen gleichermaßen perfekt. Und die 80 Traumstrände der Insel, deren schönste Vertreter im Süden liegen, erreicht man von Ost wie West gleichermaßen schnell. Denn Menorca ist ein Paradies im Kleinen, in acht Stunden von Ost nach West erwanderbar oder auf 180 Kilometern Pferdeweg, dem wieder freigelegten alten Cami de Cavalls, zu Fuß zu umrunden. Und von allen Seiten glitzert dieses facettenreiche Inseljuwel in den herrlichsten Türkis-, Grün- und Blautönen, so dass man sich fast in der Karibik wähnt, wäre da nicht auf den Tellern das schmackhafte Aroma des Mittelmeers …

Infokasten:

Anreise:

Menorca wird von der spanischem Fluggesellschaft Iberia über Madrid oder Mallorca angeflogen. In den Sommermonaten gibt es auch Direktflüge, z.B. mit TUIFly ab circa 150 €.

Can Bernat des Grau

Carretera Mahón-Fornell – Menorca, 77
Antiguo Restaurante San José
Tel. +34 650 974 685
www.canbernatdesgrau.com

Mittags sowie Donnerstag bis Sonntag Abend geöffnet. Variabler Ruhetag. Reservierung empfohlen.

Bodegas Binifadet
Cami De Ses Barraques, S/N, 07710, Sant Lluis
Tel. +34 971 15 07 15
www.binifadet.com

Das moderne Weingut bietet geführte Besichtigungstouren an. Im oberen Teil des Weinkellers befindet sich ein kleines Restaurant mit Gartenterrasse und Blick auf die Weinberge. Das Lokal ist von Ostern bis Oktober von 12 bis 24 Uhr geöffnet.

Agriturismo Ca Na Xini
Camí de Sant Patrici, s/n, 07750 Ferreries
Tel. +34 971 37 45 12

Die Käsemanufaktur beinhaltet auch ein Museum zur Käseherstellung; auch der Weinkeller kann besichtigt werden. Zum Anwesen gehört ein wunderschöner moderner Agriturismus mit Zimmern ganz in Weiß sowie einer ausladenden Parkanlage mit Pool.

Zum Beispiel buchbar über: http://www.greatsmallhotels.com/de/menorca-boutique-hotels/ca-na-xini

Weitere empfehlenswerte Unterkünfte:

Jardí de ses Bruixes Boutique Hotel
San Fernando, 26 - 07702 Mahón
T. +34 971 363 166
info@hotelsesbruixes.com
www.hotelsesbruixes.com

Das zauberhafte Boutique Hotel liegt in einem Gebäude des Modernisme in einer ruhigen Gasse im Herzen von Mahón und wird mit großer Leidenschaft von Anja Sánchez-Rodrigo Wickert und ihrem menorquinischen Ehemann geführt. Es verfügt nur über acht Zimmer, die bis ins kleinste Detail liebevoll gestaltet sind, einen romantischen Innenhof mit öffentlich zugänglichem Café sowie eine Dachterrasse mit atemberaubendem Blick über die Stadt.

Landhotel Alcaufar Vell
Carretera Alcalfar, Km 8, 07710 Sant Lluís
Tell. +34 971 15 18 74
http://www.alcaufarvell.com

Der ehemalige Gutshof wurde zu einem luxuriösen Landhotel mit 21 Zimmern, die auf 3 Gebäude verteilt sind, umgestaltet. Das familiengeführte Anwesen liegt in der Nähe von Sant Lluis in absoluter Ruhe. Wunderschöne Gärten und Pool im Innenhof, geschmackvolles Restaurant im alten Gewölbe mit verfeinerter Menorca-Küche.

Artiem Carlos III
C/ Carlos III 2-4 - Es Castell
Tel. +34 971 36 31 00

Schickes Erwachsenenhotel im Hafen von Mahón mit großem Außen-Salzwasserpool direkt im Hafenbecken. Die modernen hellen Zimmer sind gut ausgestattet, viele haben einen Balkon mit Blick auf den Hafen und das Meer.

Artiem Hotel Audax
Urb. Serpentona, Cala Galdana
07750 Ferreries
Tel. +34 971 15 46 46

Das Hotel liegt direkt am bestens ausgestatteten 500 m langen Sandstrand der malerischen Cala Galdana und bietet neben einemgroßen Spa-Bereich zwei Frühstücksrestaurants, einen Terrassenpool sowie zahlreiche buchbare Sportaktivitäten.

Beide Hotels unter www.artiemhotels.com

Einige Traumstrände Menorcas:

Südküste:

Cala Escorxada: Der weite Sandstrand ist selbst im Hochsommer fast leer und wartet mit karibischen Meeresfarben auf. Er ist zu Fuß in circa 30 Minuten oder per Boot zu erreichen.

Cala Mitjana: Der in einer kleinen Bucht gelegene Traumstrand liegt kurz vor der Feriensiedlung Cala Santa Galdana. Dank großem Parkplatz und nur 20 minütigem Fußweg gut für Fußfaule zu erreichen.

Südwestküste:

Cala Macarelleta: Der kleine Sandstrand bietet mit Restaurant / Bar und Duschen viel Komfort; Zypressen spenden hier Schatten. Vom Parkplatz in ca. 5 Gehminuten zu erreichen.

Cala en Turqueta: Durch Felsbrocken zweigeteilter weißer Strand mit Palme und türkis schillerndem Wasser. Vom Parkplatz in 10 Minuten erreichbar.

Nordküste:

Cala Pregonda: Die Bucht besticht mit rötlichem Sand und glasklarem Wasser sowie kleine vorgelagerte Inseln. In 20 Minuten vom Parkplatz der PLatja de Binime-là erreichbar.

Ostküste:

Es Grau: Flach abfallender Sandstrand nahe der Lagune. Von hier kann man den einfachen Cami de Cavall nach Sa Torreta bschreiten, wo man unterwegs auf weitere paradiesiche Buchten stößt.

Das Alcaufar Vell sowie zahlreiche andere Hotels auf Menorca sind buchbar über FTI unter www.fti.de, telefonisch unter 089/ 71045 1498 oder im Reisebüro.

z.B.
Rural Alcaufar Vell 4*
1 Woche im Doppelzimmer mit Frühstück
inkl. Flug z.B. am 03.05.17 ab Düsseldorf
Preis pro Person ab 789 € (mit Halbpension ab 1.079 € pro Person)

Über den Autor*Innen

Susanne Wess

Susanne Wess ist 1968 in München geboren. Nach langjähriger redaktioneller Tätigkeit beim Fernsehen arbeitet sie seit 1999 als freiberufliche Journalistin und Autorin. Ihre Themenschwerpunkte sind Reisen, insbesondere verbunden mit Berg- und Radsport, Wellness und Lifestyle, sowie Food und Wein. Ihre Leidenschaft für edle Tropfen konnte Susanne  Wess über die Jahre durch ihre frühere Arbeit im Weinhandel, durch zahlreiche Seminare – und natürlich ‘learning by doing’ – stets vertiefen.