En Osteria L'Ottava Rima in Sorano

En Osteria L'Ottava Rima in Sorano - Der Besuch, ein Muss für alle die gerne authentische Speisen genießen - (c) Jörg Bornmann

Etwas versteckt in den mittelalterlichen Gassen Soranos in der Maremma finde ich in der Via del Borgo, 25 ein wahres kulinarisches Kleinod, die Osteria L’Ottova Rima. Die Magie dieses Ortes nimmt mich von Anfang an gefangen. Ich betrete die Osteria durch ein mittelalterliches Gebäude und befinde mich nach wenigen Schritten in einer Grotta di tufo, einer Grotte, die aus dem Tuffstein gehauen wurde, gerade wie zu Zeiten der Etrusker. L’Ottova Rima, der achte Reim ist das Metrum, das in den Kantaten des vierzehnten Jahrhunderts und in den Gedichten von Boccaccio verwendet wird. Und dieses Metrum, diese Ausgeglichenheit zwischen Weinen und Speisen wird mich in den kommenden drei Stunden begeistern. Soviel kann ich schon einmal vorwegnehmen.

Nicola, der Inhaber erwartet mich bereits. Freundlich und unaufgeregt lässt er mich einen Tisch wählen, fragt mich nach Unverträglichkeiten und Vorlieben bei der Essensauswahl und ist mit der Empfehlung, dass ich mich erst einmal umschauen soll wieder verschwunden. Es lohnt sich, denn das ganze Restaurant ist eine Galerie, in die man eintauchen kann. Besonders der letzte Tuffsteinkeller hat es mir angetan. Dort wurde mit ‚Il Secondo Cielo‘ ein szenischer Raum geschaffen, in dem Werke verschiedener Künstler beherbergt werden. Ein Highlight sicherlich ein original Weinetikett von Joseph Beuys, dass von dessen Freund Marcello Zaccagnini, einem Winzer aus den Abruzzen, für die Ausstellung zur Verfügung gestellt wurde. Doch wer jetzt denkt, dass Restaurant wäre überladen, überfrachtet mit seiner Einrichtung, der täuscht sich. Gemütlich sitzt man an den einfachen Tischen in den schlicht, aber geschmackvoll eingerichteten Räumlichkeiten.

Und dann geht es los mit dem Menü, dass aus klassischen Gerichten der Maremma besteht. Die Crostino del Capacciolo (Salsiccia tipica soranese con Patate) e insalata di fagioli soranesi eröffnen den Schmaus. Dabei handelt es sich um Crostino mit einer Kartoffelwurst aus der Gegend um Sorano und einem Bohnensalat mit ebenfalls in dieser Gegend typischen Bohnen. Bei diesem Gang fühle ich mich in meine Jugend in den hessischen Vogelsberg versetzt, wo es Kartoffelwurst sowohl frisch als Bratwurst aber auch geräuchert gibt. Der Grundgeschmack ist sehr ähnlich der Salsiccia ist der Bratwurst sehr ähnlich unterscheiden sich aber wesentlich durch die Rezeptur mit Gewürzen und Kräutern.

Begleitet wird dieser Gang durch eine Cuvée des Weinguts ‚Antonio Camillo‘. Das Weingut gehört zur Vereinigung der Slow-Wine-Winzer. Antonio Camillo setzt bei seinen Weinen auf autochthone Rebsorten, von denen Italien mit über 900 reich gesegnet ist. Die Cuvee, die ich im Glas habe ist ein junger Wein von 2019, der durch seine Fruchtigkeit und die frische seines Säuregerüst sehr gut zu der Wurst, dem Brot und den Bohnen passt. Eine erste tolle Auswahl durch Nicola.

Gnudi con Ricotta, Stracchino, erbette di campo con burroe salvia erhalte ich als zweiten Gang. Und bin doch etwas verwundert, dass ich kleine Knödel auf dem Teller habe, die ich doch eher etwas nördlicher im Alpenraum erwartet hätte. Die Gnudi werden aus Ricotta, Stracchino und Kräutern der Region geformt und in einer Salbeibutter serviert. Stracchino, vielen vielleicht als Crescenza bekannt, ist ein kurz gereifter italienischer Weichkäse. Das kräftige Aroma der Gnudi wird durch die Salbeibutter wunderbar unterstrichen. Die Käse wiederum geben der Masse eine leichte Säuerlichkeit, die das Gericht wunderbar leicht schmecken lässt.

Auch als zweiten Wein hat Nicola wieder etwas Besonderes ausgesucht. Es gibt einen Rosé, den Vino Ramerino vom Weingut Podere Olivento. Dicht an der Grenze zum Latium findet man in Pitigliano in der südlichen Toskana bauen Marilù und Tommaso hier in kleinen Mengen Weine und Oliveöl an. Aus über 50 Jahre alten Reben wird der Rosé als gemischter Satz angebaut. Uralte Rebsorten, von denen einige sogar unbekannt sind, geben dem Wein eine wunderbare Dichte an Aromen. Ein Naturwein, der keinen internationalen Vergleich fürchten muss.

Mit einer ‚trockenen Suppe‘ - Zuppa secca con biscotto di Roccalbegna e Salsiccia – werde ich danach überrascht. Die gekochten Hülsenfrüchte und ein spezielles Biskuitgebäck aus Roccalbegna wird mit Salsiccia gereicht und schmeckt horvorragend. Der begleitende Wein zu diesem Gang ist eine Vino Pugnitello vom Weingut Poggiolella. Auch auf diesem Weingut wird ausschließlich biologisch gearbeitet. Der Rosso di Pugnitello wird zu 100% aus der autochthonen Rebsorte Pugnitello gekeltert. Diese Rebsorte findet auf diesem Weingut in der Maremma ideale Bedingungen.

Ein Tartare di Razza Maremmana bildet den Abschluss der Hauptgänge. Begleitet wird das Tartar von einer Caponata und Bohnen aus der Region. Im Mittelpunkt steht natürlich das Fleisch des Maremma Rindes und wie in Italien üblich wird dieses sehr ursprünglich, mit wenig Gewürzen oder ähnlichem gereicht. Für unsere Gaumen sicherlich ungewöhnlich kommt der wunderbare Geschmack des Maremmana direkt und unverfälscht auf die Gabel. Dazu bekomme ich einen tollen Rotwein vom Weingut Castello di Potentino ins Glas. Der Sacromonte ist ein ausgewogener, kräftiger Rotwein aus 100% Sangiovese und harmoniert wunderbar mit dem Gericht. Der Sacromonte war als Heimat der Götter der heilige Berg der Etrusker gibt dem Wein mit seinem vulkanischen Boden dem Wein viele mineralische Noten.

Ein Tris di Dolci erwartet mich als Dessert. Drei authentische Nachspeisen aus der Region, die von einem Vino Artemisia begleitet werden. Das Panficato Isola del Giglio ist eine Art Früchtebrot mit Haselnuss, Pinie, Mandeln, Traubengelee, Quitten, Feigen, Schokolade und einigem mehr. Das Sfratto dei Goym erzählt die Geschichte der jüdischen Ghettos in der Maremma. Als Drittes gibt es Riso di Maremma con Ricotta e Limone ein Kuchen aus Reis, Ricotta und Zitrone. Der Vino Artemisia ist ein Wein, der mit diversen Kräutern versetzt wird.

Ein Abend mit vielen kulinarischen Highlights neigt sich dem Ende entgegen. Wunderbare Speisen, tolle Weine und regionale Zutaten, was wünscht man sich mehr. Wer authentische Speisen aus der Maremma sucht kommt an der Osteria L'Ottava Rima in Sorano nicht vorbei, ein absolutes Muss für alle Genussfreaks, die die wunderschöne Region der italienischen Toskana kennenlernen möchten. Es empfiehlt sich einen Tisch zu reservieren. Nicola ist mit seinem Restaurant Mitglied im kulinarischen Netzwerk Vetrina Toskana. Wer während seines Aufenthaltes in der Maremma Hersteller typischer Lebensmittel, Weingüter usw. besuchen möchte erhält von Nicola viele Tipps.

En Osteria L'Ottava Rima in Sorano
Via del Borgo, 25
58010 Sorano
www.cantinaottavarima.com/en/
info@cantinaottavarima.com

Über den Autor*Innen

Jörg Bornmann

Als ich im April 2006 mit Wanderfreak an den Start ging, dachte noch keiner an Blogs. Viele schüttelten nur ungläubig den Kopf, als ich Ihnen von meinem Traum erzählte ein reines Online-Wandermagazin auf den Markt zu bringen, welches eine hohe journalistische Qualität aufweisen kann, eine Qualität, die man bisher nur im Printbereich kannte. Mir war dabei bewusst, dass ich Reisejournalisten und Spezialisten finden musste, die an meine Idee glaubten und ich fand sie.