Gartensymposium Bodensee in Lindau

Gartensymposium Bodensee in  Lindau - (c) Bettina Louise Haase

 

Es gibt wohl kaum einen passenden Ort für ein Gartensymposium als Lindau am Bodensee. Wer Bäume liebt, sollte in diese Stadt kommen. Allein im Lindenhofpark stehen ein 150 Jahre alter Mammutbaum, zwei Riesen-Lebensbäume und eine Weihrauchzeder.

Grund genug für Monika Grünenfelder vom Verein der Bodenseegärten, das erste Gartensymposium am Bodensee hier anzusiedeln. Referenten wie Prof. Dr. Bernd Eisenstein von der FH Westküste (Institut für Management und Tourismus) informierten die Teilnehmer über Fachstudien: In einer Studie „Garten und Parks“ bekamen die Gärten auf dem Ranking Platz zehn vor Schlössern und naturkundlichen Wanderungen. Die Deutschen sind an Gärten mehr interessiert als an Wandern und Radfahren. Insgesamt haben 46 Prozent aller Deutschen Interesse am Thema Garten, davon 66 Prozent Frauen aus höheren Bildungsschichten. Die Garteninteressierten leben überwiegend in Großstädten mit mehr als 500 000 Einwohnern. Gartenliebhaber in Deutschland sind zwischen 30 und 39 Jahren und 60 bis 69 Jahre alt. Das Interesse an den Gärten ist mit dem Interesse an historischer Architektur verknüpft, die Gartenliebhaber mögen zusätzlich auch anspruchsvolle Kulturerlebnisse und haben kulturelle Ambitionen. Was die Gartendestinationen betrifft, steht an erster Stelle München, gefolgt von Potsdam, Berlin und Bayern. Für den Bodensee ergab die Studie eine sehr gute Positionierung der Gartenthematik für den Bodensee.

Allerdings erwähnte die Gartenjournalistin Sarah Fasolin in ihrem Vortrag „Wie Gärten in die Medien kommen“, auch, dass das Netzwerk Gärten am Bodensee noch ein wenig verbesserungsfähig ist. Es würde zu wenig differenziert zwischen großen und kleinen Gärten und ihren jeweils typischen Kennzeichen. Das ist ihrer Meinung nach auch ein Grund, warum es manche Gärten nicht in die Medien schaffen: Um zu erreichen, dass über einen Garten geschrieben wird, muss das Besondere des Gartens transportiert werden. Hier sei beim Netzwerk Bodenseegärten, das ein länderübergreifendes Netzwerk ist, noch Entwicklungsbedarf. Dazu müssten sich die einzelnen Gärten überlegen, wo ihre Geschichte liegt und diese Geschichten auch passend zur Jahreszeit den Redaktionen vorschlagen. Besonders gut sind Geschichte über Personen zu lancieren, die im Garten arbeiten oder eine spezielle Kompetenz für den Garten haben.

Frank Gruber von den Garten Tulln in Niederösterreich erwähnte, wie wichtig in Garten Tulln die Gärtnerinnen und Gärtner seien: „Jeder Mitarbeiter von uns muss einen Tag im Jahr im Garten arbeiten“. Seine Mutter nehme von einem Gärtner eher einen Tipp an, als von einem Akademiker. Eine Idee der Garten Tulln, die von den Besuchern sehr gut angenommen wird, sind Inszenierungen. So gibt es dort beispielsweise die Inszenierung des Riesenkürbisses einmal in Jahr – übrigens ein absolutes Männerthema, wie Gruber erwähnte. Hier würden Männer sogar weinen, wenn es um die Kür des größten Kürbisses ginge.

Wichtig ist ihm auch die Einbindung der einheimischen Bevölkerung. Seine ökologische Gartenschau ist ein Naherholungsgebiet für Saisonkartenbesitzer auch von weiter weg. Die Leute kämen immer wieder. Crossmarketing ist für ihn ebenfalls von entscheidender Bedeutung: Die Gartenbesucher in Tulln schauen sich auch andere Gärten in der Nähe an. In Garten Tulln ist die Bevölkerung inzwischen sehr stolz auf ihre Gartenschau, die Einwohner sprechen von ihrer Stadt als einer Gartenstadt. Das hier auch Egon Schiele geboren wurde, rückt mehr und mehr in den Hintergrund. Die Garten Tulln haben eine Wertschöpfung von vier Millionen Euro pro Jahr. Gruber hat auch in jeder Wochenausgabe der Regionalzeitung eine Geschichte über einen Gärtner aus Tulln mit persönlichem Bezug zu Pflanzen oder zum Garten. Gastronomie ist bei ihm ebenfalls wichtig – es werden den Gästen nur regionale Produkte angeboten.

Für Roland Mangold von Faktor Natur beginnt das Leben beginnt erst, wenn man einen Garten angelegt hat. Der Gärtner ist auch für ihn der Schlüssel für das Gefühl zum Garten – der Besucher könne durch einen Gärtner, der ihn durch den Garten leitet, aufnehmen, transferieren und profitieren. Dadurch können Besucher ihre Sehnsucht nach Natur intensiv stillen. Seiner Meinung nach kann man mit Gartentourismus sehr gut Regionalentwicklung betreiben. Und noch etwas stellte er fest: Fähige Gartenführer/innen sagen im richtigen Moment NICHTS.

Bettina Louise Haase

 

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