Belém – Genuss und Weltkulturerbe

Belém, ein Stadtteil Lissabons, mit Wahrzeichen, Weltkulturerbe und den besten Pastéis der Welt - (c) Gabi Dräger

 

Die Pastéis de Belém – die originalen Pastéis nach dem Geheimrezept gebacken – schmecken wunderbar. Der mit Vanillecreme gefüllte Blätterteig ist ein unverkennbares Zeichen von Lissabon.

Ja, die köstlichen Pastéis de Belém laufen dem Wahrzeichen von Lissabon, dem Torre de Belém am Tejo fast den Rang ab. Belém ist ein am Tejo gelegener Stadtteil im Westen der portugiesischen Hauptstadt Lissabon. Der Torre de Belém ist von außen eindrucksvoller als von innen. Seine prunkvolle Fassade zeugt von der ruhmreichen Zeit der Entdeckungsreisen per Segelschiff über die Weltmeere. Man fühlt förmlich den Hauch der Geschichte. Nach Belém fährt man mit der Straßenbahn, mit dem Linienbus oder besser mit einem Doppeldeckerbus. Der Turm wurde im 16. Jahrhundert als Wachturm für den Hafen am Tejo gebaut. Von hier konnte man ankommende Schiffe früh erkennen. Später war der Turm Zollstation und Gefängnis. Der Torre de Belém gehört zum Weltkulturerbe der UNESCO. Nicht nur Touristen, auch Lissabonner kommen immer wieder gerne her. Auf den Grünanlagen spielen sie oft Fußball oder unterhalten sich auf den Bänken. Der Torre de Belém ist heute noch das Symbol für aufbrechende Seefahrer in die Weltmeere und steht für eine glückliche Heimkehr.

Das Hieronymus Kloster – das goldene Zeitalter
Das 300 Meter lange Kloster überrascht zuerst durch seine Größe, doch das Innere offenbart dann erst die Schönheit – genau umgekehrt als beim Torre de Belém. Wenn man auf dem Weg zum Koster, oben im Bus im Freien in der Sonne sitzt, hat man eine gute Aussicht und kann sich den Fahrtwind um die Nase blasen lassen. Die gewaltige Klosteranlage aus hellem Kalkstein zeugt von der Blütezeit Portugals. Im 16. Jahrhundert, entdeckten die Portugiesen mit ihren Segelschiffen andere Kontinente auf dem Seeweg nach Indien und nach Brasilien. Durch den Seehandel mit Gewürzen, Juwelen, Gold und Seide wurde viel Geld verdient. Das war das goldene Zeitalter Portugals. 1502 wurde mit dem Bau des Klosters begonnen, der sieben Jahrhunderte dauern sollte. Das Kloster hat in der Blütezeit den Beinamen „Pfefferkloster“ erhalten, da es mit den Verkäufen aus den neuen Kontinenten finanziert wurde.  Die Decke mit dem feinen Netzgewölbe der Klosterkirche Santa Maria scheint auf Säulen zu schweben. Die Kirche verbindet Elemente der Spätgotik und der Renaissance und strahlt eine Leichtigkeit aus. Vor dem reich verzierten Südportal werden die meisten Fotos von den Besuchern geschossen. Der Kreuzgang mit seinen filigranen Verzierungen gilt als einer der schönsten der Welt. Das Hieronymus Kloster gehört zum UNESCO Weltkulturerbe und zu den „Sieben Wundern Portugals“.

Der Präsidentenpalast – Palácio de Belém
Der rosafarbene Bau ein paar Schritte weiter ist Amtssitz des Staatspräsidenten, bis zur Einführung der Republik gehörte er der Königsfamilie. Die königliche Familie hielt sich bei dem Erdbeben am 1. November 1755 im Palast auf – weder das Gebäude noch die Königsfamilie kamen zu Schaden. Aber aus Angst vor weiteren Beben, hat die Königsfamilie von da an in luxuriösen Zelten gelebt. Nach der Revolution 1910 residiert der Staatspräsident von Portugal in diesem Palast. Eine Fahne zeigt an, wenn der Präsident im Haus ist.

Die originalen Pastéis de Belém
Die Pastéis de Belém muss man unbedingt probieren, am besten trinkt man einen Bica, einen Espresso oder einen Galão, einen Milchkaffees dazu. Die mit geflammter Vanillecreme gefüllten Blätterteigschälchen, die warm serviert werden und die man mit Puderzucker oder Zimt überstreut, können süchtig machen. Die Bäckerei in Belém hat das Originalrezept von 1837. Heute backen sie zwischen 19.000 bis 40.000 Stück am Tag. Um die Pastéis zum Mitnehmen zu kaufen, muss man an einer der zwei langen Schlangen anstehen bis man in dem schönen Jugendstilladen an der Reihe ist. Ein Pastel kostet 1,10 Euro. Doch wie gesagt, man sollte schon einen Espresso dazu trinken. Das Café hat viele kleine Räume, die mit den blau-weißen Kacheln – den Azulejos – dekoriert sind. Trotz des großen Andrangs gibt es schnell einen Platz und man kann sich ganz dem Genuss der Pastéis de Belém hingeben, denn sie schmecken einfach göttlich. Die Creme ist dicker als anderswo und schmeckt weniger süß und der Blätterteig ist besonders knusprig. Wer mag, kann auch einen Blick in die Küche hinter einer Glasfront werfen. Das Geheimrezept entdeckt man dabei nicht, nur drei Personen in der Bäckerei wissen Bescheid.

Geschichte der Pastéis de Belém
Die Pastelaria de Belém ist ganz in der Nähe des Hieronymusklosters. Da zur Stärkung für das Leinen der Hauben der Klosternonnen viel Eiweiß verbraucht wurde, gab es Eigelb in Hülle und Fülle. Aus dem Eigelb haben die Mönche die süßen Törtchen für sich gebacken und sie auch im Klosterladen verkauft. Im Jahre 1820 nach der Revolution wurden alle Klöster geschlossen und die Mönche wurden 1834 entlassen. Ein Mönch hat das Rezept an eine Zuckerraffinerie verkauft. 1837 wurden in deren Ladenlokal die ersten Pastéis de Belém angeboten. Das ist der gleiche Laden wie heute. Denn die „Pastelaria de Belém“ wird schon in der fünften Generation geführt. Das Rezept ist bis heute unverändert und ein streng gehütetes Geheimnis. Die Pastéis de Belém werden aus Mehl, Zucker, Eier, Milch, und Butter hergestellt. In Portugal gibt es an jeder Ecke und in fast jedem Café in Portugal die süßen Teile, doch die werden Pastéis de Nata genannt, denn sie dürfen den Originalnamen Pastéis de Belém nicht tragen. Sahne hingegen stecke in der Regel in keinem Pastéis de Nata, auch wenn „Nata“ übersetzt Sahne heißt. Die Pastéis de Belém sind wirklich die besten der Stadt, dass sagen die Lissabonner und die, die die Pastéis de Belém probiert haben. Sie gehören zu Lissabon wie der Fado. Wer die Pastéis nicht probiert hat, kennt nicht das portugiesische Lebensgefühl.

 

Kontakt
Portugal Tourismus www.visitportugal.com
Lissabon Tourismus www.visitlisboa.com/de
Antiga Confeitaria Belém, Rua de Belém, 84-92, Belém, www.pasteisdebelem.pt
Hieronymuskloster  www.mosteirojeronimos.pt
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Über den Autor*Innen

Gabi Dräger

Wo findet man Gabriele Dräger in den Bergen? Natürlich in einer Alm bei einer Brotzeit., denn Almen mit guter Küche ziehen sie magisch an. Gipfel nimmt sie auch hin und wieder mit. So hat sie einige 5.000er beim Trekking in Süd Amerika und Nepal, bestiegen. Ihre Hochleistung war der Kilimandscharo mit 5.895 Meter. Kultur und Brauchtum faszinieren sie genauso, wie Städte und Kunstausstellungen. Obwohl sie gerne in urigen Berghütten übernachtet ist sie dem Luxus von guten Hotels nicht abgeneigt.